Gleiche Sprache – gleiche Bedeutung?
Wir sprechen dieselbe Sprache. Aber verstehen wir auch dasselbe?
Diese Frage beschäftigt mich immer wieder in meiner interkulturellen Arbeit. Denn je genauer ich hinschaue, desto klarer wird:
Was gleich klingt, bedeutet noch lange nicht dasselbe.
Globalisierung: Annäherung oder neue Unterschiede?
Vor kurzem bin ich auf einen Beitrag von Erin Meyer gestoßen. Sie beschreibt darin, dass Globalisierung Kulturen nicht vereinheitlicht, sondern jede Kultur auf ihre eigene Weise verändert. Ein Gedanke, der genau das trifft, was ich täglich beobachte:
Kulturelle Unterschiede verschwinden nicht.
Sie zeigen sich nur anders.
Und oft subtiler als früher.
Besonders in der internationalen Zusammenarbeit, die heute selbstverständlich ist: Wir kommunizieren über Ländergrenzen hinweg, arbeiten hybrid und nutzen digitale Tools. Es scheint, als gäbe es einen gemeinsamen Nenner – moderne Kommunikation, agile Methoden, flache Hierarchien.
Doch was auf den ersten Blick vertraut wirkt, entfaltet in der Praxis oft ganz unterschiedliche Bedeutungen. Denn unter der Oberfläche wirken Prägungen, Werte und Erwartungen, die tief kulturell verankert sind und selten offen benannt werden.
Wenn „gemeinsam“ nicht dasselbe bedeutet
Ich erlebe häufig, wie vermeintlich gleiche Begriffe in verschiedenen Kulturen unterschiedlich gefüllt sind: „Feedback“ kann für die eine Person direkte Kritik bedeuten und für die andere eine diplomatische Andeutung. „Verantwortung“ kann als individuelle Freiheit verstanden werden oder als kollektive Verpflichtung.
In diesen Momenten reicht interkulturelles Grundwissen nicht mehr aus.
Was es braucht, ist etwas anderes:
- Haarscharfe Wahrnehmung
- Präsenz
- Und die Fähigkeit, echte Verbindung aufzubauen
Drei Schlüsselkompetenzen für gelingende Verständigung und interkulturelle Kommunikation
In meiner Arbeit haben sich drei Kompetenzen als besonders zentral erwiesen. Sie greifen ineinander und bilden die Basis für eine Kommunikation, die wirklich trägt:
1. Interkulturelle Kompetenz
Sie hilft uns, kulturelle Prägungen zu erkennen, ohne vorschnell zu bewerten. Nicht im Sinne von Stereotypen oder Schubladen, sondern als Sensibilität für unterschiedliche Perspektiven und Deutungsrahmen.
2. Nonverbale Wahrnehmung
Kommunikation findet nicht nur über Worte statt. Vieles schwingt zwischen den Zeilen mit: Tonfall, Mimik, Gestik, Pausen. Wer lernt, diese Signale wahrzunehmen, versteht oft mehr als das Gesagte.
3. Emotionale Souveränität
Diese Fähigkeit ermöglicht es, in komplexen, oft widersprüchlichen Situationen innerlich klar zu bleiben – ohne sich zu verlieren. Sie schafft Raum für Präsenz, Mitgefühl und bewusste Reaktion statt impulsivem Handeln.
Diese drei Bereiche stärken nicht nur Führung, sondern auch Selbstführung. Sie schaffen Vertrauen, Orientierung und Verbindung in einer Welt, die immer vielfältiger und dynamischer wird.
Technik ist nicht genug – was es wirklich braucht
Gerade jetzt, in hybriden und kulturell diversen Teams, reicht Technik allein nicht aus. Was zählt, ist Bewusstsein. Denn was Menschen sagen, ist oft nicht das, was sie wirklich meinen oder fühlen.
Echte Verbindung entsteht nicht durch Tools – sondern durch Resonanz.
Deshalb ist es sinnvoll, diese drei Kompetenzen nicht getrennt zu denken, sondern als gemeinsames Fundament für gelingende Zusammenarbeit – in und außerhalb der Grenzen.
Verständigung ist mehr als Sprache
In einer globalisierten Arbeitswelt reicht es nicht mehr, die gleiche Sprache zu sprechen. Was wir wirklich brauchen, ist die Fähigkeit, einander wirklich zu verstehen – über Worte hinaus.
Interkulturelle Kompetenz, nonverbale Wahrnehmung und emotionale Souveränität bilden dafür ein starkes Fundament. Sie ermöglichen nicht nur ein tieferes Miteinander, sondern stärken auch Führung, Selbstführung und Zusammenarbeit in Teams, die vielfältiger sind als je zuvor.
Denn am Ende geht es nicht nur darum, gehört zu werden, sondern miteinander in Resonanz zu treten.
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Gyöngyi







