Bevor Verhalten kippt, kippt immer zuerst die Zugehörigkeit
Wenn ein alter Stoff plötzlich zur Führungsgeschichte wird
Gestern habe ich den neuen Frankenstein Film von Guillermo del Toro gesehen. Eine Geschichte, die mich seit meiner Studienzeit begleitet. Und doch hat sie mich dieses Mal auf eine Weise berührt, die ich so nicht erwartet habe.
Vielleicht, weil manche Geschichten erst dann wirklich zu uns sprechen, wenn wir Erfahrungen gesammelt haben, die uns für ihre Botschaft öffnen. Wir hören sie anders, wenn wir selbst durch Räume gegangen sind, die unsere Wahrnehmung schärfen.
In dieser Verfilmung habe ich weniger das entwurzelte Geschöpf gesehen, sondern die Spannung zwischen Einsamkeit, Verantwortung und dem tiefen menschlichen Wunsch nach Zugehörigkeit. Und plötzlich wirkte dieser Stoff aktueller als viele moderne Führungskonzepte. Es war wie ein Spiegel für Themen, die mir in Coachings und Workshops täglich begegnen.
Vereinsamung als unsichtbare Kraft
Das Geschöpf wird nicht böse geboren. Es wird zu dem, was es wird, weil es nirgendwo hingehört. Niemand sieht es. Niemand hält den Raum.
Genau das erlebe ich im Arbeitsalltag immer wieder. Wenn jemand auffällig wird, steckt dahinter oft ein Gefühl von Nicht-Dazugehören.
Wir bewerten das sichtbare Verhalten und übersehen das, was darunter liegt. Einsamkeit verzerrt Menschen stärker, als wir es wahrhaben wollen.
Verantwortung ist mehr als ein Konzept
Victor erschafft etwas und lässt es dann allein. Ohne Begleitung und ohne Dialog.
Diese Leerstelle wirkt wie ein Echo vieler Unternehmensrealitäten. Strukturen entstehen, Rollen sind definiert, Systeme laufen.
Doch der emotionale Teil der Führung fehlt. Der Raum für Zwischenmenschlichkeit wird nicht bewusst gehalten. Wenn Verantwortung auf dieser Ebene fehlt, kippen Strukturen schneller, als es im Organigramm sichtbar wird.
Zugehörigkeit als Basis für Leistung
Menschen können erst wirken, wenn sie sich gesehen fühlen. Sobald Verbindung entsteht, verändert sich Verhalten. Energie wird frei, Klarheit wächst und innere Sicherheit wird spürbar. Psychologische Sicherheit ist kein „Nett, wenn wir sie haben.“.
Sie ist das Fundament, auf dem Zusammenarbeit gedeiht. Deshalb spreche ich so oft über kulturelle Sensibilität und emotionale Intelligenz.
Teams, die Zugehörigkeit wirklich leben, arbeiten nicht nur produktiver. Sie arbeiten menschlicher.
Empathie entscheidet über Entwicklung
Das Wesen im Film wollte nur verstanden werden. Dieser Wunsch ist universell. Auch in Unternehmen zeigt Empathie, ob Entwicklung möglich wird oder blockiert bleibt. Empathie bedeutet nicht Nachsicht. Es bedeutet Präsenz. Es bedeutet, wahrzunehmen, was im Raum wirkt, bevor wir handeln. Führung, die empathisch agiert, stärkt Menschen und Systeme zugleich.
Wenn Projektionen lauter sind als Realität
Das vermeintliche Monster ist nicht das Monster. Die Ursache liegt oft an einer anderen Stelle.
Genau das erlebe ich täglich in Konfliktsituationen. Wir interpretieren schnell und übersehen nonverbale Signale, unausgesprochene Bedürfnisse, kulturelle Prägungen und verletzte innere Anteile. Projektionen können ein Gespräch stärker formen als jedes Argument.
Was die Geschichte uns heute zeigt
Vielleicht berührt mich diese Verfilmung deshalb so sehr. Sie zeigt, was passiert, wenn emotionale Verantwortung fehlt. Wenn Bindung nicht entsteht. Wenn Menschen nicht gehört werden. Und wenn Systeme keine Sprache für Emotionen besitzen.
Genau dort beginnt Veränderung. Mit Wahrnehmung. Mit Empathie. Mit echter Verbindung. Mit Führung, die nicht kontrolliert, sondern versteht. Führung, die Beziehungen schafft, in denen Menschen sich zeigen dürfen.
Am Ende bleibt für mich ein Gedanke, der weit über den Film hinausgeht: Es gibt keine „Monster“. Es gibt verletzte Menschen, verlorene Bindung und ungehaltene Versprechen. Es gibt Strukturen, die keinen Raum für emotionale Dynamiken lassen.
Und es gibt die Möglichkeit, das zu verändern.
Empower Your Impact And Reshape Your World.








