Die sieben sozialen Darstellungsregeln für Führungskräfte im interkulturellen Kontext
Die 7 sozialen Darstellungsregeln für Führungskräfte im internationalen / interkulturellen Kontext
Als Führungskraft ist es entscheidend, die soziale und kulturelle Prägung deines Gegenübers zu verstehen.
„Behandle andere Menschen so, wie sie behandelt werden wollen“ – das erfordert, ihre Persönlichkeit und kulturellen Hintergründe zu berücksichtigen.
Hier spielen die sozialen Darstellungsregeln eine zentrale Rolle.
Unsere Persönlichkeit und Herkunftskultur beeinflussen, welche Emotionen wir täglich erleben und wie intensiv wir diese Emotionen über die Körpersprache ausdrücken. Wenn wir das nonverbale Verhalten eines Menschen beobachten, können wir Rückschlüsse auf seine Persönlichkeitspräferenzen und neurobiologische Grundmotive ziehen.
Unser Emotionsausdruck wird durch soziale Darstellungsregeln (auch bekannt als Facial Display Rules) gesteuert.
1972 entdeckten Paul Ekman und Wallace Friesen, dass Menschen je nach Kultur ihre Emotionen unterschiedlich intensiv und lang zeigen. Beispielsweise lächelten Japaner in einer Studie öfter, um negative Gefühle zu überspielen, wenn sie durch ihren Vorgesetzten beobachtet wurden.
Diese Darstellungsregeln entwickeln wir bereits in der Kindheit, geprägt durch unser Umfeld und kulturelle Normen.
Sätze wie „Das kann doch jeder!“, „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ oder „Stell dich nicht so an!“ usw. formen unser Verständnis darüber, wie wir unsere Gefühle zeigen sollen. Auch im Erwachsenenalter bleiben diese Regeln relevant, insbesondere in interkulturellen Kontexten.
Unsere Kultur und Persönlichkeit beeinflussen, wie wir Emotionen wahrnehmen und ausdrücken.
Die Facial Display Rules – soziale Darstellungsregeln – zeigen, wie tief kulturelle Einflüsse in unserer Kommunikation verankert sind.
Persönlichkeit und Kultur haben eine doppelte Filterfunktion:
– Sie beeinflussen, wie wir Außenreize (Trigger) wahrnehmen und welche Emotionen wir erleben.
– Sie bestimmen, wie intensiv wir diese Emotionen, die wir spüren, nach außen ausdrücken.
Es gibt sieben soziale Darstellungsregeln, die durch Persönlichkeit und Kultur geprägt sind und die häufig zum Ausdruck kommen.
Es lohnt sich, diese Regeln zu kennen, um ein Gefühl für die nonverbale Baseline unseres Gegenübers zu bekommen:
1) Ausdrücken: Du zeigst deine Emotionen genauso, wie du sie fühlst.
Beispiel: In einem Meeting zeigst du offen deine Frustration, wenn ein Projektziel nicht erreicht wird.
2) Verstärken: Du stellst deinen Emotionsausdruck intensiver dar, als du tatsächlich empfindest.
Beispiel: Du verstärkst deine Begeisterung, wenn du ein Teammitglied lobst, um es zusätzlich zu motivieren.
3) Abschwächen: Du milderst den Ausdruck deiner Emotion ab, um sie weniger intensiv erscheinen zu lassen.
Beispiel: Du fühlst dich enttäuscht, weil sich ein Projekt verzögert. Du zeigst allerdings nur leichte Enttäuschung, um die Stimmung im internationalen Team nicht zusätzlich zu belasten.
4) Neutralisieren: Du unterdrückst deine Emotion vollständig und nimmst einen neutralen Gesichtsausdruck an.
Beispiel: Du zeigst keinerlei Emotion, obwohl du innerlich verärgert bist, um die Harmonie im Team zu wahren. Keine Reaktion auf eine Beleidigung zeigen.
5) Qualifizieren: Du drückst eine Emotion aus, ergänzt sie aber durch eine andere, um die ursprüngliche zu modifizieren.
Beispiel: Du zeigst Sorge über ein Projekt, lächelst aber, um Zuversicht zu vermitteln.
6) Maskieren: Du fühlst eine Emotion, aber gleichzeitig zeigst du eine andere. Das bedeutet, du versteckst deine tatsächliche Emotion durch eine andere.
Beispiel: Du bist enttäuscht über die Leistung des Teams, zeigst jedoch Freude, um den Teamgeist zu fördern.
7) Simulieren: Du täuschst eine Emotion vor, die du eigentlich nicht empfindest.
Beispiel: Eine neue Richtlinie wird eingeführt. Du zeigst Begeisterung, um die Akzeptanz im internationalen Team zu fördern, obwohl dich die Einführung der Richtlinie emotional nicht berührt.
In kollektivistischen Kulturen, wie in China, wird das „Wir“ vor das „Ich“ gestellt. Das Gemeinwohl steht im Vordergrund, weshalb offensive Emotionen eher maskiert oder neutralisiert und kooperative Emotionen simuliert werden.
Im Gegensatz dazu neigen Menschen in individualistischen Kulturen, wie den USA, dazu, offensive Emotionen wie Ärger offener auszudrücken.
Warum sind diese Regeln wichtig?
Die sozialen Darstellungsregeln beeinflussen unser tägliches Leben auf vielfältige Weise. Indem wir uns dieser Regeln bewusst sind, können wir besser verstehen, wie wir selbst und andere Menschen Emotionen kommunizieren und interpretieren.
Wenn du diese Regeln kennst und verstehst, kannst du besser einschätzen, wie dein Gegenüber Emotionen ausdrückt oder verbirgt. Dies hilft dir, die Persönlichkeit und die Motive deines Teams oder deiner Gesprächspartner besser zu erkennen und interkulturelle Missverständnisse zu vermeiden.
Im interkulturellen Führungskontext geht es nicht darum, diese Regeln zu nutzen, sondern sie zu erkennen und zu verstehen.
So kannst du sicherstellen, dass deine Kommunikation respektvoll und effektiv bleibt und du dein Team in seiner Vielfalt wertschätzt.
Viel Freude beim Beobachten!
Deine Gyöngyi
Quelle: Mimikresonanz® – Profiling : Körpersprache verstehen und entschlüsseln